Los gehts
Es ist kurz vor 2 Uhr nachts in Motala. Und obwohl es nur eine Woche vor Midsommar ist, ist es doch ganz schön dunkel und kalt. Der Wetterbericht sagt gutes Radlerwetter voraus, allerdings mit Wind vom Süden, also erst einmal über 100 km Gegenwind. Gleich geht es los. Noch schnell ein Foto machen und dann ab zum Start. Alle zwei Minuten starten 70 Radsportler. Unsere Startzeit ist genau 2:00 Uhr.
Auf gehts! Unsere Startgruppe wird aufgerufen. Wir gesellen uns gleich zum Ende der Gruppe. Sollen die Rennradler nur fahren. Die ersten Kilometer werden wir aus der Stadt von einem Motorrad geleitet. Und man muss schon ganz schön in die Pedale treten, um nicht sofort den Anschluss zu verlieren. Nicht zu vergessen: Es ist noch relativ dunkel und wir kennen uns hier nicht aus! Kaum aus der Stadt heraus, merkt man schon den Gegenwind. Aber es geht gut voran. Natürlich werden wir im Laufe der Zeit von immer mehr Fahrern überholt, viele in gleichen Trikots, meist von großen schwedischen Radsportvereinen oder die Betriebssportgruppe eines großen schwedischen Möbelhauses.
Und es dauert auch nicht lange, dass wir von unseren, zwanzig Minuten später gestarteten Schulzradlern überholt werden. Bemerkenswert ist, dass uns auf der Strecke viele Sportler entgegenkommen, die erst per Rad zum Start fahren. Und wir sind hier schon eineinhalb Stunden unterwegs. An der Strecke stehen zu so früher Stunde aber auch schon Zuschauer, die uns zujubeln und applaudieren.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir die erste Verpflegungsstation. Und es ist schon taghell. So gleich mal schauen, was es Schönes gibt. Kaffee, Tee, Milch, saure Gurken, etwas labberige Brötchen (in denen nach meinem Geschmack zu viel Kardamom drin ist), – man weiß gar nicht, was man zuerst zu sich nehmen soll. Natürlich ist hier ein ganz schönes Gedränge, nicht nur an den Verpflegungsständen. Nach der Stärkung und dem Auffüllen der Wasserflaschen mit einem tollen Isodrink geht die Tour weiter Richtung Gränna, der Stadt der Polkagrissar. Und der Wind pfeift weiter.
Aber irgendwann führt die Strecke in Sichtweite zum See entlang. Die Sonne scheint jetzt schon und das Tiefblau des Sees ist großartig anzuschauen. Ab und an müssen wir einfach anhalten, um ein paar Fotos zu machen. Der Strom der Radsportler, die an uns vorbeifahren, reißt nicht ab. Aber auch wir haben unsere Geschwindigkeit gefunden, die uns wiederum andere überholen lässt. Wir fahren jetzt durch eine Landschaft, die so typisch die Bullerbü-Idylle Schwedens widerspiegelt. Es ist toll, hier dabei zu sein!
An der zweiten Verpflegungsstation kommen wir mit Sportlern von der Insel Rügen ins Gespräch. Ja, die Deutschen sind mit fast 1500 gemeldeten Radsportlern die zweitstärkste Startergruppe hier. Jedenfalls erzählten sie uns, dass sie schon zum 14. bzw. 17. Mal am Start sind. Respekt!
Kurz vor Jönköping geht es erstmals ein paar Berge hoch. Kleinere Gänge rein und strampeln ist die Devise. Und so kommen wir auch im Laufe der ganzen Rundan die Berge ohne Probleme hoch. Die Zuschauer an der Strecke geben uns Zusatzmotivation. Gegen 8:45 Uhr haben wir Jönköping erreicht. Das erste Drittel ist geschafft und hier gibt es etwas Warmes zu essen. Die innere Uhr sagt ja auch, dass es Mittag ist. Also gibt es Köttbullar mit Kartoffelbrei und Blaubeersuppe. Auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr schmackhaft. Hier besteht auch die Möglichkeit, mittlerweile überschüssige Kleidung abzugeben, die dann zurück nach Motala gebracht wird. Ich vertraue dem Wetter und gebe meine Regensachen ab.